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#imKäfig: Das Jahr des Tigers

Frohes neues Jahr!

Nein, ich bin nicht einen Monat zu spät dran, sondern heute, am 1. Februar, ist nach dem chinesischen Kalender, der Beginn eines neuen Jahres.

Und es ist das Jahr des Tigers. Allerorts wird mitgefeiert. Vor allem Zoos und Tiergärten posten in den sozialen Medien ihre schönsten und besten Tigerfotos.


Ich wäre geneigt, das selbe zu tun. Aber nicht ohne einer Botschaft.


Der Tiger wird uns in diesem Jahr nochmal im Rahmen von „12 in 12“ begegnen. Aber den heutigen Tag möchte ich gern für eine Kritik zum Anlass nehmen.


“Teil des Europäischen Zuchtprogrammes“ - diesen Satz lese ich unter fast allen Postings der Zoos und Tiergärten. Namen werde ich keine nennen, ihr könnt das bei so gut wie jedem europäischen Zoo in der ein oder anderen Form lesen.

Es ehrt die Zoos, dass sie etwas für Tierarten tun, die vom aussterben bedroht sind. Ja wirklich.

Aber dann sollten wir vorher auf die Probleme der Tiger in der freien Wildbahn schauen. Wilderei, legale Abschüsse für zahlende Jagdtouristen, etc.


Einen Tiger in einem Käfig einzusperren, der viel zu klein ist, ist garantiert nicht das Paradebeispiel für Tierschutz.

Und ich möchte euch auch das „Europäische Zuchtprogramm“ ein bisschen genauer vorstellen. Klingt auf den ersten Blick nicht schlecht, oder?

Die meisten Menschen glauben, dass sich hinter diesen Programmen das vorrangige Ziel verbirgt, gefährdete Tierarten in geschützter Umgebung zu züchten und dann wieder in die freie Wildbahn zu entlassen.


Dem ist aber nicht so.


In EAZA Ex situ Programme (EEP) = population management activities endorsed by EAZA for species that are managed by EAZA Members aiming towards (maintaining) healthy populations of healthy animals within EAZA or beyond.

The EEP species is held by several institutions working together towards these goals.


Diese Erklärung hält die EAZA (European Association auf Zoos and Aquaria, also die Vereinigung der europäischen Zoos und Aquarien) auf ihrer Website bereit. Übersetzt heißt es: „Die EAZA Ex situ Programme (…) haben eine gesunde Population von gesunden Tieren innerhalb der EAZA oder darüber hinaus zum Ziel.“


Tauschen wie Sammelkarten


Dafür gibt die sogenannten „European Studbooks“ - also Zuchtbücher. Vielleicht kurz zur Struktur. Jedes Programm zielt auf eine bestimmte Tierart ab. Und jedes Mitglied der EAZA hat verschiedene Tierarten, um die sie sich innerhalb des Programms kümmert. Dort liegen dann auch die Zuchtbücher. Der Verwalter dieser Bücher bekommt automatische Daten von allen EAZA-Mitgliedern (Geburten, Tode, Krankheiten, etc.). Interessierte Zoos, sowohl aus Europa aber auch aus anderen Teilen der Welt, können dann für die gezielte Zucht der Tiere mit dem Verwalter des Zuchtbuches Kontakt aufnehmen. Er sucht passende Kandidatinnen und Kandidaten aus den einzelnen Zoos heraus, die man idealerweise zur Paarung zusammenbringen könnte. So werden dann Tiere von einem Zoo zum anderen transferiert, sie paaren sich, bekommen Jungtiere und die Population in den Zoos wird gesund und am Leben erhalten.


Wenn ihr es bis hier her geschafft habt, dann ist euch wahrscheinlich etwas aufgefallen. Richtig. Hier geht es nicht darum, die Tiere wieder auszuwildern. Das ist auch nicht das vorrangige Ziel. In manchen Programmen ist es nicht einmal als optionales Ziel definiert. Alleine schon deswegen, weil es nicht so einfach ist, ein in Gefangenschaft aufgezogenes Tier wieder in die freie Wildbahn auszugliedern.


“Reines Greenwashing“


Der Psychologe, Sachbuchautor und Wissenschaftsjournalist Colin Goldner beschreibt das in einem Interview mit tierrechte.de so: Für die überwiegende Mehrzahl in Zoos nachgezüchteter Arten ist Auswilderung ohnehin weder vorgesehen noch möglich. Zoos züchten für Zoos nach, die paar wenigen Auswilderungsprojekte sind reines Greenwashing.“


Auswilderungs- oder Wiederansiedelungsprojekte gibt es in deutschen Zoos zum Beispiel für Alpensteinbock, Bartgeier, Przewalskipferd, Wildesel und ein paar andere Tierarten. Unterm Strich also nur für einen geringen Prozentsatz der vom aussterben bedrohten Arten.


Das Jahr des Tigers hat also heute begonnen und wird ohne große Veränderungen vorübergehen. Zum Überleben der Tiger wird auch dieses namhafte Jahr vermutlich nicht viel beitragen.


Und solange staatliche Förderungen und Unsummen an Geld in Tiergärten oder im schlimmsten Fall private Zoos von Promis gesteckt werden, anstatt in tatsächliche Tierschutz oder Anti-Wilderei-Programme, solange wird der Tiger zu den bedrohten Tierarten gehören. Kein Zoo der Welt wird daran etwas ändern.


PS: Wenn ihr Tiger sehen wollt, dann besucht eine Auffangstation für gerettete Tiere wie den Malkia Park.

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